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Social Business Model Canvas als Schlüssel zu nachhaltigem Unternehmertum

von | 5.12.2023 | Social Impact

Geschäftsmodelle mit Wirkung

Michelle Obama sagte einst: „Success isn’t about how much money you make; it’s about the difference you make in people’s lives.” Diese Aussage fasst den Kerngedanken sozialer Geschäftsmodelle prägnant zusammen. Es geht nicht allein um Profit, sondern um den gesellschaftlichen Mehrwert, den ein Unternehmen schafft. Aber was bedeutet das konkret und wie lassen sich solche Modelle einordnen und entwickeln?

1. Das Spektrum sozialer Geschäftsmodelle

Die Welt der Unternehmen ist bunt und vielfältig, insbesondere wenn es um den geschaffenen Wert geht. Das Spektrum reicht von Organisationen, die primär gesellschaftlichen Wert schaffen, bis hin zu solchen, die vorrangig finanziellen Wert generieren.

Abbildung 1: Spektrum sozialer Geschäftsmodelle (eigene Darstellung iAa. EVPA 2011)

Stiftungen und Wohltätigkeitsorganisationen stehen an einem Ende des Spektrums. Sie sind oft durch Spenden finanziert und zielen darauf ab, gesellschaftliche Herausforderungen direkt anzugehen, ohne dabei einen finanziellen Gewinn zu erzielen.

Weiter in der Mitte finden wir umsatzgenerierende soziale Unternehmen, die sowohl finanzielle als auch soziale Ziele verfolgen. Sie generieren Einnahmen durch den Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen, die einen sozialen Impact haben. Beispiele hierfür sind Viva con Agua, die sich für den Zugang zu sauberem Wasser einsetzen, oder Patagonia, die nachhaltige Bekleidung produzieren.

Impact-Unternehmen sind diejenigen, die einen klaren Fokus auf soziale Ziele legen, aber dennoch profitabel arbeiten. Sie investieren ihre Überschüsse in die Erreichung ihrer sozialen Mission. Ein Beispiel hierfür ist Fairphone, das nachhaltig produzierte Smartphones anbietet.

Am anderen Ende des Spektrums stehen klassische Unternehmen, die vornehmlich auf die Schaffung finanziellen Wertes ausgerichtet sind. Einige von ihnen, wie Ben & Jerry’s, verbinden ihr Geschäftsmodell jedoch auch mit sozialen Aspekten, indem sie beispielsweise faire Handelspraktiken unterstützen.

1.2 Nachhaltigkeit in Geschäftsmodellen

Nachhaltigkeit lässt sich nach der klassischen Definition als das Prinzip verstehen, Ressourcen so zu nutzen und zu bewirtschaften, dass ökologische, soziale und ökonomische Bedürfnisse erfüllt werden, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken. Nachhaltige Geschäftsmodelle sind demnach solche, die dieses Prinzip in den Kern ihrer Strategie integrieren.

Um dies zu realisieren, können die 5P’s der Nachhaltigkeit herangezogen werden. Sie stellen eine praxisnahe Annäherung an die umfassenderen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen dar:

  • People: Förderung des menschlichen Wohlbefindens und der sozialen Gerechtigkeit.
  • Prosperity: Wirtschaftlicher Erfolg, der nicht zu Lasten der anderen P’s geht.
  • Planet: Schonung natürlicher Ressourcen und Minimierung des ökologischen Fußabdrucks.
  • Partnership: Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern zur Förderung nachhaltiger Ziele.
  • Peace: Beitrag zu einer stabilen und friedvollen Gesellschaft.

Abbildung 2: 5 Critical Components / 5P’s (United Nations System Staff College)

Die 5P’s der Nachhaltigkeit sind in einem Wirkungszusammenhang zu betrachten und bieten eine handhabbare und praxisnahe Leitlinie für Unternehmerinnen und Unternehmer, um Nachhaltigkeit ganzheitlich in ihren Unternehmensstrukturen zu verankern und sollten bereits im Prozess der Entwicklung eines nachhaltigen Geschäftsmodells berücksichtigt werden.

1.3 Vorteile nachhaltiger Geschäftsmodelle

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsprinzipien in Geschäftsmodellen ist nicht nur eine moralische oder ökologische Entscheidung, sondern bringt auch eine Reihe von strategischen Vorteilen mit sich. Diese potenziellen Vorteile können zur Stärkung und zum langfristigen Erfolg eines Unternehmens beitragen:

  • Erhöhte Resilienz und Risikomanagement: Nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen sind oft besser in der Lage, mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken umzugehen. Sie sind auf langfristige Stabilität ausgerichtet und können dadurch besser auf Veränderungen und Herausforderungen reagieren.
  • Förderung von Innovationen: Die Konzentration auf Nachhaltigkeit erfordert oft innovative Denkansätze und kann somit als Katalysator für neue Ideen und Produkte fungieren.
  • Verbesserte Markenwahrnehmung: Ein Engagement für Nachhaltigkeit stärkt das Image eines Unternehmens. Kunden und Geschäftspartner schätzen zunehmend Unternehmen, die sich für Umwelt- und Sozialbelange einsetzen.
  • Mitarbeiterengagement und -bindung: Nachhaltige Unternehmensführung kann die Motivation und Loyalität der Mitarbeitenden steigern. Viele Menschen möchten in einem Unternehmen arbeiten, das ihre Werte widerspiegelt und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet.
  • Zugang zu neuen Märkten: Nachhaltige Geschäftsmodelle können Türen zu neuen Kundengruppen öffnen, die Wert auf umweltfreundliche und sozial verantwortungsvolle Produkte legen.
  • Gesetzliche und steuerliche Vorteile: In einigen Regionen gibt es finanzielle Anreize für Unternehmen, die nachhaltige Praktiken umsetzen, wie Steuervergünstigungen oder Subventionen.
  • Attraktivität für Investoren: Ein klar definiertes Nachhaltigkeitskonzept kann das Interesse von Investoren wecken, insbesondere von denen, die Wert auf soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein legen.
  • Steigerung der Effizienz: Nachhaltige Praktiken, wie der effiziente Einsatz von Ressourcen, können zu Kosteneinsparungen führen und die operative Effizienz steigern.

Durch diese potenziellen Vorteile wird deutlich, dass ein nachhaltiges Geschäftsmodell nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für das Unternehmen selbst von Nutzen ist.

2. Social Business Model Canvas: Das Fundament sozial nachhaltiger Geschäftsmodelle

Das Social Business Model Canvas (SBMC) ist eine Adaption des bekannten Business Model Canvas (BMC) und wurde speziell für soziale Unternehmen entwickelt. Während das BMC hauptsächlich auf die Schaffung und Lieferung von Wert für Kunden ausgerichtet ist, erweitert das SBMC diese Perspektive um die soziale Dimension. Es hilft dabei, die soziale Mission, die Kernwerte und die langfristigen sozialen Auswirkungen in die Geschäftsstrategie zu integrieren.

2.1 Die Elemente des Social Business Model Canvas

Das SBMC ist eine interaktive und iterative Arbeitsgrundlage, welche von Unternehmenden nach und nach befüllt werden sollte.

Abbildung 3: Social Business Model Canvas (eigene Darstellung)

Genau wie das Business Model Canvas, besteht auch das Social Business Model Canvas aus verschiedenen Elementen:

  1. Key Value Proposition (Wertangebot): Beschreibt, welchen einzigartigen Wert das Unternehmen für seine Kunden und andere Stakeholder schafft.
  2. Customer Segments (Kundensegmente): Die Zielgruppen, die das Unternehmen ansprechen möchte.
  3. Channels (Vertriebskanäle): Die Mittel und Wege, über die das Unternehmen seine Kunden erreicht und mit ihnen interagiert.
  4. Customer Relationships (Kundenbeziehungen): Die Art der Beziehung, die das Unternehmen mit seinen Kunden aufbaut und pflegt.
  5. Key Activities (Schlüsselaktivitäten): Die wichtigsten Aktivitäten, die das Unternehmen ausführen muss, um sein Wertangebot zu erbringen.
  6. Key Resources (Schlüsselressourcen): Die Ressourcen, die für die Durchführung der Schlüsselaktivitäten notwendig sind.
  7. Key Partnerships (Schlüsselpartnerschaften): Wichtige Partnerschaften und Netzwerke, die das Unternehmen unterstützen.
  8. Cost Structure (Kostenstruktur): Die Kosten, die mit dem Betrieb des Geschäftsmodells verbunden sind.
  9. Revenue Streams (Einkommensströme): Die Einnahmequellen des Unternehmens.
  10. Sozial-ökonomische Kosten: Dieses Element umfasst die sozialen und ökologischen Kosten, die durch die Geschäftstätigkeit entstehen können, und ist entscheidend für die Einschätzung der Gesamtauswirkungen des Unternehmens.
  11. Sozial-ökonomische Benefits: Hier werden die positiven sozialen und ökologischen Auswirkungen des Unternehmens bewertet, was ein zentraler Aspekt für soziale Unternehmen ist.

2.2 Vom Social Business Model Canvas zum Impact

Durch die Nutzung des SBMC können Unternehmerinnen und Unternehmer sicherstellen, dass ihr Hauptanliegen – der soziale Impact – in jeder Phase ihrer Geschäftstätigkeit und -entwicklung berücksichtigt wird. Es ist ein Rahmen, der hilft, den Fokus zu behalten, die Ressourcen effizient zu nutzen und letztlich eine nachhaltige Veränderung in der Gesellschaft zu bewirken.

In der Praxis bedeutet dies, dass ein soziales Unternehmen wie Too Good To Go das SBMC nutzen würde, um klar zu definieren, wie es Lebensmittelverschwendung reduziert, mit allen Stakeholdern kommuniziert und seine Ressourcen strategisch einsetzt, um sowohl wirtschaftlich erfolgreich zu sein als auch einen positiven sozialen Einfluss auszuüben.

2.3 Anwendung des Social Business Model Canvas

Um das SBMC anzuwenden, beginnen Unternehmen typischerweise mit der Mission und den Stakeholdern, um ein klares Verständnis ihrer sozialen Ziele zu haben. Von dort aus werden die anderen Elemente entwickelt, wobei stets die soziale Mission als Leitstern dient.

Für jedes Element werden Hypothesen aufgestellt, die dann durch Interaktion mit den Stakeholdern getestet und angepasst werden. Dieser iterative Prozess hilft, ein robustes und reaktionsschnelles Geschäftsmodell zu entwickeln, das nicht nur wirtschaftlich tragfähig ist, sondern auch einen signifikanten sozialen Wert schafft.

Kernschritte:

  1. Definieren der sozialen Mission: Kläre, welchen sozialen Beitrag dein Unternehmen leisten möchte.
  2. Identifizieren der Stakeholder: Bestimme, wer von deinem Unternehmen beeinflusst wird und wen du beeinflusst.
  3. Entwickeln des Geschäftsmodells: Formuliere Hypothesen für jedes Element des SBMC, von der Wertproposition bis zu den sozial-ökonomischen Kosten und Vorteilen.
  4. Testen und Anpassen: Überprüfe diese Hypothesen durch Feedback von Stakeholdern und passe dein Modell entsprechend an.

Das SBMC ist nicht nur ein iteratives Planungstool, sondern auch ein Kommunikationsinstrument. Es ermöglicht es sozialen Unternehmen, ihre Vision klar zu vermitteln und Unterstützung von Investoren, Partnern und der Gemeinschaft zu gewinnen.

Für vertiefte Unterstützung und individuelle Beratung bietet AiDiA spezialisierte Coachingsessions an, die Unternehmerinnen und Unternehmer dabei unterstützen, ihr Geschäftsmodell effektiv zu gestalten und zu implementieren.

3. Zusammenfassung: Die Kraft des Social Business Model Canvas

Das SBMC ist mehr als nur ein Werkzeug. Es ist ein Wegweiser für alle, die mit ihrem Unternehmertum die Welt verändern wollen. Es hilft uns, das oft wiederholte Zitat von Henry Ford – „Ein Geschäft, das nur Geld einbringt, ist ein schlechtes Geschäft.” – in die Tat umzusetzen. Mit dem SBMC kann ein Unternehmen sicherstellen, dass es nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch sozialen Wert schafft und somit zu einer besseren Welt beiträgt.

Von der Theorie zur Praxis

Durch die Verwendung des SBMC können Unternehmer:innen ihre Mission klar definieren und Strategien entwickeln, um einen echten Unterschied in der Gesellschaft zu machen. Es geht darum, die Brücke zwischen finanzieller Lebensfähigkeit und sozialem Impact zu schlagen und ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das beide Aspekte in Einklang bringt.

Messbarer Impact

Ein entscheidender Aspekt des SBMC ist die Messbarkeit des sozialen Impacts. Unternehmen müssen in der Lage sein, den Erfolg ihrer Bemühungen zu quantifizieren, um ihre Mission und Ziele kontinuierlich anzupassen und zu verbessern. Der SBMC bietet die Struktur, um Impact-Ziele zu setzen und den Fortschritt in Richtung dieser Ziele zu verfolgen.

Zukunftsorientierte Geschäftsmodelle

Das SBMC befähigt Unternehmende, zukunftsorientierte Geschäftsmodelle zu schaffen. In einer Zeit, in der der Ruf nach Nachhaltigkeit lauter wird, bietet es einen Rahmen für Unternehmen, um innovative Lösungen zu entwickeln, die sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch sozial bedeutsam sind.

4. Rückblick und Ausblick: Von der Vision zur Wirklichkeit

Der Workshop „From Purpose to Profit – Entwickle dein Impact Geschäftsmodell”, welcher am 14. November mit freundlicher Unterstützung von Georgis Tesfamariam und Rajiv Nehring (beide Contio GmbH) stattgefunden hat, war ein lebhaftes Beispiel dafür, wie das Social Business Model Canvas in Aktion aussieht. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten nicht nur tiefe Einblicke in die Entwicklung von Geschäftsmodellen, die einen echten sozialen Impact generieren, sondern auch praktische Tools an die Hand, um ihre Visionen in messbare Ergebnisse zu übersetzen.

Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Workshop

In interaktiven Sessions wurden die Teilnehmenden dazu angeregt, ihre Geschäftsideen zu hinterfragen und zu schärfen. Durch den Austausch mit Gleichgesinnten und das Feedback von Experten konnten sie neue Perspektiven gewinnen und ihre Modelle auf Herz und Nieren prüfen. Das zentrale Thema war, wie soziale Innovationen nicht nur konzipiert, sondern auch effektiv umgesetzt werden können.

Die nächsten Schritte

Der Workshop war nur ein Startpunkt. Die Social Impact Weeks, die über die Seite Social Impact Weeks zugänglich sind, bieten eine Fülle an weiteren Möglichkeiten, um das Gelernte zu vertiefen und Netzwerke auszubauen. Die kommenden Events sind darauf ausgerichtet, Unternehmerinnen und Unternehmer in ihrem Streben nach sozialer Wirkung zu unterstützen und zu inspirieren.

Ein Ausblick auf die Zukunft

In den Social Impact Weeks behandeln wir Themen wie Impact Measurement, Finanzierung sozialer Unternehmen und Skalierungsstrategien. Jedes Event zielt darauf ab, praktische Fähigkeiten zu vermitteln und gleichzeitig den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren im Bereich des sozialen Unternehmertums zu fördern.

„Social Entrepreneurship: Wo Innovation auf soziale Verantwortung trifft, entstehen Lösungen, die mehr als nur Ertrag schaffen.” – Diese Worte von Georgis Tesfamariam spiegeln den Geist der Social Impact Weeks wider und laden alle ein, die nicht nur im Geschäftsleben erfolgreich sein, sondern auch einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten wollen.

 

© Foto von Justyn Warner auf Unsplash

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