Fundraising ist ein Sales-Job – und was wir als diverse Gründer:innen daraus machen können

von | 01.10.2025 | Updates

Als Mitgründer von AiDiA, der größten Plattform für Black Entrepreneurship in der DACH-Region, arbeiten wir mit Gründer:innen, die Innovation, Durchhaltevermögen und neue Perspektiven mitbringen – oft ohne das klassische VC-Netzwerk im Rücken, aber mit klarer Vision.

Viele von ihnen stellen sich früher oder später dieselbe Frage:
Wie baue ich Zugang zu Investor:innen auf – und wie überzeuge ich sie?

Im Rahmen des AiDiA Podcasts (PATHMAKERS) hatte ich die Gelegenheit, mit Elmar Broscheit zu sprechen – ehemaliger CFO von Gorillas, heute Senior Managing Director bei Macquarie Group sowie Angel-Investor bei Startups wie TIER Mobility, Gigs und 7Learnings. Zudem ist Elmar Mitglied des AiDiA Growth Boards und durch seine finanziellen Spenden an AiDiAs Erfolg beteiligt.

Was mich besonders interessiert hat: Welche seiner Erfahrungen helfen Gründer:innen mit internationaler Perspektive konkret weiter? Hier sind meine fünf wichtigsten Learnings aus unserem Gespräch mit Elmar:

1. Fundraising ist kein Bittgesuch – es ist ein Angebot

„Ich sehe Fundraising als einen Sales-Job: Man muss den Investor überzeugen – sowohl von sich selbst als auch vom Produkt.“ – Elmar Broscheit

Wer pitcht, verkauft nicht nur ein Produkt, sondern auch sich selbst als Founder. Gerade wenn man nicht aus den typischen Gründerkreisen kommt, kann das einschüchternd wirken – muss es aber nicht.

Denn:

  • Du kennst dein Problemfeld oft besser als jeder andere.
  • Du bringst reale Marktkenntnis und Zielgruppenverständnis mit.
  • Du machst ein Angebot – und hast die Wahl, mit wem du arbeiten willst.

Fundraising bedeutet: Augenhöhe herstellen. Nicht anpassen, sondern überzeugen.

2. Markt, Modell, Mensch – Fokus im Pitch

„Beim Pitch-Deck sollte man sich auf den Markt, das Geschäftsmodell und das Team konzentrieren.“ – Elmar Broscheit

Das klingt einfach, wird aber oft überkompliziert. Viele Gründer:innen verlieren sich in Details. Elmar bringt’s auf den Punkt:

  • Der Markt zeigt das Potenzial.
  • Das Modell zeigt die Logik dahinter.
  • Das Team zeigt, dass du’s wirklich durchziehen kannst.

Ich erlebe bei AiDiA regelmäßig, wie stark die persönliche Geschichte eines Gründerteams wirken kann – vor allem, wenn sie mit Klarheit und Zielorientierung erzählt wird.

3. Startup vs. VC – unterschiedliche Taktung, gleicher Anspruch

„Im Startup bist du oft 24 Stunden an einem Thema dran. Im Venture Capital sitzt du auf 10 bis 20 Themen gleichzeitig.“ – Elmar Broscheit

Dieser Unterschied prägt den Blick: Als Gründer:in bist du tief drin. Als Investor:in beobachtest Muster. Je besser du beide Sichtweisen verstehst, desto klarer kannst du kommunizieren.

Das bedeutet z. B.:

  • Deine Präsentation sollte strategisch, nicht operativ sein.
  • Zeige, dass du die Dynamik deines Marktes kennst.
  • Bleib nicht im Mikromanagement hängen – sprich über Vision und Umsetzung.

4. Diversity ist kein „Nice to have“ – sondern ein echter Business-Faktor

„Bei Gorillas spielten Diversity und Inklusion eine große Rolle – wir hatten im HR-Team einen eigenen Bereich dafür und jede Woche eine Präsentation im All Hands.“ – Elmar Broscheit

Für uns bei AiDiA ist das nichts Neues. Vielfalt bringt Perspektivvorsprung, Zielgruppenverständnis, kulturelle Intelligenz – und Studien wie McKinsey’s „Diversity Wins“ zeigen längst, dass diverse Teams auch wirtschaftlich erfolgreicher sind.
Gründer:innen of Color müssen das nicht beweisen. Sie müssen es bewusst positionieren – als strategischen Vorteil.

5. Beziehungen aufbauen – bevor man Kapital braucht

„Ich hatte immer das Gefühl, dass ich irgendwann wieder zur Investorenseite zurückkehren würde. Die Erfahrung als Unternehmer hat mir sehr geholfen.“ – Elmar Broscheit

Ein starkes Netzwerk ersetzt keine solide Idee – aber es öffnet Türen. Und es hilft, Feedback früh zu bekommen, Sichtbarkeit aufzubauen und Vertrauen wachsen zu lassen.

Mein Rat:

  • Bau Investor:innen-Beziehungen wie Freundschaften auf – langfristig, ehrlich, mit Interesse.
  • Nutze Pitch-Decks nicht nur zum Pitchen – sondern zum Diskutieren.
  • Positioniere dich als Unternehmer:in – nicht als Bewerber:in.

Mein Fazit

Was ich aus dem Gespräch mit Elmar mitnehme – und weitergeben möchte:

  • Fundraising ist lernbar.
  • Unsere Perspektiven sind kein Nachteil – sie sind ein echtes Asset.
  • Wer seine Story klar, fokussiert und mit Haltung erzählt, kann überzeugen – ganz unabhängig vom Herkunftsnetzwerk.

Gründen heißt gestalten. Kapital holen heißt Verantwortung annehmen. Und wir – besonders als diverse Gründer:innen – dürfen den Raum aktiv mitdefinieren.

Was hat für euch im Fundraising gut funktioniert – und was war eher schwierig?
Ich freue mich auf eure Erfahrungen und den Austausch.

 

Zu den Personen

 

 

 

 

 

 

Elmar Broscheit: Investor & AiDiA Growth Board Member

 

 

 

 

 

 

Daniel Tiemor: AiDiA Co-Founder & Senior Consultant für Produkt

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